Samstag, 10. September 2011

50 Tage 3.Liga

Turbulente und ereignisreiche Wochen liegen hinter dem SV Darmstadt 98, seit dieser wieder im Profifussball mitmischt. Unglückliche Niederlagen, tolle Siege, Fans auf irrer Wanderschaft, umstrittene Transfers und umgeworfene Mülleimer sorgten für reichlich Aufregung und Gesprächsstoff.

Eine kurze Zusammenfassung:

Im ersten Heimspiel der Saison traf man gleich auf Zweitliga-Absteiger Osnabrück. Eine grandiose Choreo,  wie man sie am Bölle zuvor noch nicht gesehen hatte und eine tolle Kulisse nutzten leider nichts. 

Die Lilien verloren durch einen Fehler von Brighache mit 0:1. Ein Unterschied zwischen beiden Teams war allerdings nicht auszumachen. Kosta Runjaics Elf knüpfte da an, wo sie in der letzten Saison aufgehört hatte. Schöner Kombinationsfussball, der mindestens mit einem Punkt hätte belohnt werden müssen. Aber wie so oft wurden zahlreiche Chancen nicht genutzt, was sich leider auch in darauf folgenden Spielen wiederholen sollte.

Die Leistung der Mannschaft ließ für das erste Auswärtsspiel in Aalen hoffen und mit einem Punkt im Reisegepäck wäre man vor dem Spiel sehr zufrieden gewesen. Leider musste man aber mal wieder die Erfahrung machen, dass ein Spiel erst dann beendet ist, wenn der Unparteiische abpfeifft und dies zuweilen auch erst in der 93.Minute geschehen kann. Bis dato hatte die Lilien-Elf 1:0 geführt, lud aber aufgrund schwacher Defensivleistungen den Gegner geradezu zum Tore schießen ein. So kam es dann wie es kommen musste. Wer nicht nachlegt wird gnadenlos bestraft und hat statt drei nur einen Punkt auf der Haben-Seite. Anwesend im Stadion waren auch drei Heiner, die aufgrund einer verlorenen Wette zum ersten Auswärtsspiel der Saison zu Fuß anreisten. 10 Tage waren die Jungs unterwegs und unterhielten uns mit amüsanten Videos von unterwegs. Im Stadion erfolgte selbstverständlich ein triumphaler Empfang.

Das darauffolgende Spiel in Sandhausen kann kurz abgehandelt werden. Die Lilien mit deutlich mehr Ballbesitz, Sandhausen lediglich abwartend und sehr defensiv eingestellt. Das Spiel hätte klar gewonnen werden können, aber es krankte wieder an der Chancenverwertung. Am Ende hieß es 2:0 für Sandhausen und die Lilien standen wieder mit leeren Händen da.

Damit hatten die Lilien nach drei Spielen einen Punkt und die ersten Rufe nach Verstärkungen wurden laut. Angesichts der katastrophalen Chancenverwertung und der fehlenden Durchschlagskraft im Sturm durchaus verständlich. Anderererseits war klar, dass die Saison kein Zuckerschlecken wird und das Ziel nur Klassenerhalt heissen kann. Spielerisch war das zum Teil sehr schön anzuschauen, aber was nützen gefühlte 80 Prozent Ballbesitz, wenn kaum Zug zum Tor vorhanden ist und der Ball nicht im Torkasten landet.
Die Rufe nach Verstärkung wurden von Seiten der Vereinsführung erhört. Allerdings wurde kein Stürmer transferiert, sondern ein offensiver Mittelfeldspieler. Mit Kevin Wölk kam kein Unbekannter ans Bölle. 
Als ehemaliger Spieler von Hessen Kassel und durch unreife Kindergarten-Provoaktionen aufgefallen, eroberte er die Herzen vor allem der F-Blockler nicht gerade im Sturm. Im Fan-Forum kam es zum Teil zu kuriosen Beiträgen, gerade von Ultras und Allesfahrern. Gar eine Spaltung der Fan-Szene wurde vorausgesagt. Dass sich mancher Anhänger dabei unreflektierter als der Neuzugang erwies, machte die Absurdität komplett. Offensichtlich waren manche Fans im Gegensatz zum Verein noch nicht in der 3.Liga angekommen. Sicherlich ist Wölk kein großer Sympathieträger und manche Aussagen und Aktionen waren trottelig und naiv, aber in ihm das personifizierte Böse zu sehen, ist kleinkariert und reichlich dumm. Sofern ein Spieler Leistung bringt, sich reinhängt und dem SVD weiter hilft, ist ihm Hectors Unterstützung sicher und zum Glück auch die der restlichen 90 Prozent im Stadion.

Wie wichtig dieser Transfer für die Mannschaft war, zeigte sich ein paar Tage später beim zweiten Heimspiel der Saison. Zu Gast war die Arminia aus Bielefeld. Für deren Fans hatte Hector fast schon Mitleid übrig, denn der Absturz des ehemaligen Bundesligisten war atemberaubend. Aber zurück zum Heroinverkäufer vor Schulhöfen, Kindesentführer und Tierquäler aka Kevin Wölk. Dieser schlug in seinem ersten Spiel im Liliendress ein wie eine Bombe. 2 Tore vorbereitet, das letzte selbst erzielt und ein insgesamt furioser Auftritt rundeten den mehr als gelungenen Einstand ab. Für manche F-Blockler eine mittlere Katastrophe, der Rest war begeistert. 5:1 gegen Bielefeld - der SVD war wieder da.



Mit breiter Brust reiste man in die hessische Landeshauptstadt. Trotz eines Dienstags war der Gästeblock in einem der hässlichsten Stadien Deutschlands sehr gut gefüllt und der Support war das komplette Spiel über phänomenal. Da das Spiel aus unerfindlichen Gründen zum Sicherheitsspiel erklärt wurde, war lächerlich viel Polizei anwesend. Eine peinliche Kasper-Show des Stadionmoderators und ein spärlich gefülltes Stadion zeigten mal wieder wie beschissen dieser Wiesbadener Wasserfilter Verein ist. Die Lilien zeigten eine geschlossene Mannschaftsleistung mit einem absolut souveränen Jan Zimmermann und gewannen völlig verdient durch ein Tor von Latza. Nach dem Spieltag war man der beste hessische Verein in der 3.Liga und in ebenjener endgültig angekommen.


Blau-Weiße Optimisten erhofften sich für das dritte Heimspiel gegen den Tabellenführer Regensburg bis zu 10.000 Zuschauer, während Realist Hector sich nicht vorstellen konnte, dass gegen den zwar Tabellenersten, aber letztendlich nicht wirklich attraktiven Gegner sich mehr als 9000 Zuschauer am Bölle einfinden würden. Letztendlich sollte Hector leider Recht behalten, aber dennoch ist der SVD der Verein mit dem zweithöchsten Zuschauerzuspruch in der 3.Liga, was man gar nicht hoch genug einschätzen kann.
Die 8200 sahen ein Spiel, das noch lange danach für Diskussionen sorgen sollte. Eine rote Karte, ein Elfmeter, zwei nicht gegebene Tore, ein verletzter Kevin Wölk - so lautete die Bilanz eines Skandalspiels. Nie zuvor hatte Hector live eine solche Einflußnahme des Unparteischen erlebt wie bei dieser Partie. Dabei hatte alles so gut begonnen. Bereits schon in der ersten Spielminute erzielte Wölk nach Vorlage von Hesse das 1:0. Es entwickelte sich ein einseitiges, aber dennoch attraktives Spiel. Die Lilien begeisterten durch phasenweisen Traumfussball und ließen den Tabellenführer wie einen Abstiegsanwärter aussehen. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit dann das 2:0 durch Latza. Ein klares Tor, das der Schiedsrichter allerdings durch eine herbeikonstruierte Abseitsstellung nicht anerkannte.Auch nach der Halbzeit machte die Mannschaft mächtig Dampf, konnte aber leider nicht nachlegen. Ein Elfmeter, der keiner war, der daraus entstandene Ausgleich und zum Überfluss eine rote Karte für Gäbler machten klar, dass hier um jeden Preis ein Sieg der Heimmannschaft verhindert werden sollte. 


Mit viel Wut im Bauch, aber auch dem Gefühl, bislang jedem Team die Stirn geboten zu haben, ging es nach Erfurt. Hector konnte leider nicht mit dabei sein und möchte daher zu den Geschehnissen auf den Rängen gar nicht viel Worte machen. Nur soviel: Sowas kommt von sowas.
Zum Spiel: The same procedure as every game. Vorne trotz großer Chancen nix reingemacht, hinten zweimal nicht aufgepasst. Bums, Aus, Nikolaus - 0:2 verloren.


7 Spieltage sind also absolviert und die Lilien rangieren mit 8 Punkten momentan auf Platz 13. Eine bessere Chancenverwertung, ein kompetenterer Schiedsrichter und der SVD wären mit 3 oder 4 Punkten mehr im oberen Tabellendrittel. Aber hätte-hätte-Fahrradkette Spielchen bringen keinen weiter. Es wird in dieser Saison um nichts anderes als den Klassenerhalt gehen, doch Hector macht sich relativ wenig Sorgen, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann. Vor allem die spielerische Klasse gibt Anlass zur Hoffnung. Bislang war man jedem Gegner mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Wenn man die Probleme im Sturm löst und die Defensive noch stabiler wird, dann kann die Mannschaft noch einiges erreichen. Das Potenzial ist jedenfalls da. Positiv zu erwähnen ist noch die bundesweite Beachtung, die die Lilien wieder erfahren. Nicht nur durch die einschlägigen Fussballmedien, sondern auch durch die Berichterstattung aller drei Heimspiele in der ARD-Sportschau. 

Es ist wieder schick zu den Lilien zu gehen. Möge dieser Trend noch lange anhalten.

2 Kommentare:

  1. schöner Beitrag. in manchen Passagen sehr treffend, in anderen aber auch heftig aber wahr. Alles in allem ein lustig anmutender Beitrag.

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  2. Spiel in Sandhausen hätte gewonnen werden können? Ne, ne... Sandhausen war zwar nicht zwingend überlegen aber hatte Darmstadt im Griff. Am besten waren die Fans!!!

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